25.10.23 07:00 - Lesezeit

Der Narrenturm der Börse

Robert Karas

Chief Investment Officer, Partner

Er war von Anfang an ein architektonisches Desaster. Der 1784 in Wien eröffnete Narrenturm*. In dem Rundbau klappte rein gar nichts. Das Heizsystem funktionierte nur in der Theorie und den Abflussrohren fehlte das Gefälle, um auch tatsächlich den Unrat abfließen zu lassen. Alle Patientenzimmer der „k. k. Irrenanstalt zu Wien“ blickten nach außen. Das „goldene Wiener Herz“ nützte dies, um sonntags „Narren schauen“ zu gehen. Die Neugier war groß. Letztendlich mussten die Ziegelrillen der beiden unteren Stockwerke verputzt werden, um das Hinaufklettern an der Außenmauer zu unterbinden. 

Manchmal geht es auch an der Finanzbörse wie in einem Narrenturm zu. Dann kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass hier Verrückte am Werk sind. Emotionen und tagesaktuelle Nachrichten führen zu heftigen Kurssprüngen. Wirtschafts-, Zins- und geopolitische Daten lösen Preisfieberkurven aus. An den Börsen herrscht ein geordnetes Chaos. Und mitunter sind auch Modetrends zu beobachten: Aktuell sind es gerade die monatlichen Inflationszahlen, die mit Spannung erwartet werden. In den 1990er-Jahren achteten die Händler in erster Linie auf die Geldmenge. 

Langfristig zählt das Geschäftsmodell 

Niemand am Börsenparkett kann sich diesem ständigen Auf und Ab entziehen. Jeder ist Teil des närrischen Treibens. Die Wirtschaftszahlen von heute sind morgen vergessen und übermorgen revidiert. Manchmal wechseln die Zahlen sogar das Vorzeichen. Treffsichere Prognosen erscheinen daher nicht möglich.

Der legendäre Investor Warren Buffett hat nach eigenen Aussagen über Jahrzehnte keine einzige Entscheidung aufgrund von wirtschaftlichen Vorhersagen getroffen. Besonders hart war sein Ausspruch beim Berkshire Hathaway Aktionärsmeeting 2015: „Wir denken, dass jedes Unternehmen, das einen Ökonomen hat, einen Mitarbeiter zu viel hat.“     

Buffett meinte damit, dass langfristig gesehen die Qualität des Geschäftsmodells und der aktuelle Aktienpreis zählen. Niemand kann in die Zukunft schauen und die Komplexität der Wirtschaft macht Prognose und Zufall ununterscheidbar. Gurus und gute Freunde sollten Investmententscheidungen jedenfalls nicht beeinflussen. Beim eigenen Vermögen sind fachliche Expertise sowie Mut zur persönlichen Meinung gefragt.

*Der Narrenturm wurde 2012 als pathologisch-anatomische Schausammlung in das Naturhistorische Museum eingegliedert. Seit 2020 kann man die weltweit einzigartige Sammlung in neuer, moderner Form besichtigen

Disclaimer: Dies ist eine Marketingmitteilung. Die Anlage in Finanzinstrumenten ist Marktrisiken unterworfen. Die frühere Wertentwicklung lässt nicht auf zukünftige Renditen schließen. Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein. Bank Gutmann AG weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Unterlage ausschließlich für den persönlichen Gebrauch und nur zur Information dienen soll. Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Weitergabe ist ohne die Zustimmung der Bank Gutmann AG untersagt. Der Inhalt dieser Unterlage stellt nicht auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Anleger ab (gewünschter Ertrag, steuerliche Situation, Risikobereitschaft etc.), sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Diese Unterlage ist weder ein Angebot noch eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. 
Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgender Web-Adresse zu finden: https://www.gutmann.at/impressum
 

Gefällt Ihnen dieser Artikel?

Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Newsletter abonnieren

Bleiben Sie informiert.

Erfahren sie noch mehr über Gutmann und unsere Investmentstrategie. 

zum Gutmann Journal