Investmentchancen erkennen
Ausgetrunken. Das Ende einer Idee.
Der Frühling kommt erst und ich habe eine meiner beliebtesten Ideen bereits verworfen. Nämlich, dass Alkohol ein positiver Teil unserer Kultur ist und moderat konsumiert sogar die Gesundheit unterstützt. Ein Glas Wein oder Bier pro Tag ist gut für Herz und Kreislauf, es hilft auch gegen Depressionen. So haben wir das gelernt in Österreich. Leider spricht die aktuelle Studienlage dagegen (siehe Links am Ende des Newsletters*).
„Jedes Jahr, in dem du nicht eine deiner beliebtesten Ideen zerstörst, ist wahrscheinlich ein verlorenes Jahr“, sagt Charlie Munger, langjähriger Geschäftspartner von Warren Buffett und Vice-Chairman vom erfolgreichen US-Unternehmen Berkshire Hathaway. Denn wer zu lange an einmal gefassten Überzeugungen hängt, verschließt sich neuen Erkenntnissen. Und nichts ist gefährlicher für Investor:innen.
Der Gedanke von Charlie Munger ist überaus bemerkenswert. Obwohl mich das Zitat schon lange begleitet, erkenne ich erst in letzter Zeit die Kraft dahinter. Hurra, mein Jahr 2023 ist gerettet, denn ich habe meinen Blickwinkel verändert.
Kritische Distanz zur eigenen These
Eine These ist nicht unveränderlich. Vielmehr muss sie immer wieder an der Realität gemessen werden. Wer investiert, ist kognitiven Verzerrungen ausgesetzt. Der Bereich der verhaltensorientierten Finanztheorie beschäftigt sich mit diesem Phänomen. Es ist mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass wir emotionale Wesen sind und nicht nur Vor- und Nachteile kühl abwägen. Wer gefasste Meinungen nicht fallen lassen kann, verankert sie nachhaltig (Ankereffekt). Zusätzlich wählen wir nur noch Informationen aus, die eigene Erwartungen bestätigen (Bestätigungsfehler oder auch Confirmation Bias).
Wer viel Zeit und Energie in die Analyse von Wertpapieren investiert, ist besonders gefährdet. Die tiefe Auseinandersetzung mit dem Unternehmensgeschäftsmodell reduziert manchmal die kritische Distanz und macht aus der Analystin einen wahren Fan. Zu wenig ist uns bewusst, dass es sich bei Fan um eine Kurzform von Fanatiker handelt. Das ist genau die gegenteilige Haltung des Ideen-Zerstörers. Der Fanatiker hält an Ideen und Ideologien unbedingt fest. Diese vernebeln sein Gehirn und sind kein gutes Mittel, um die nächste Investmentchance zu erkennen.
Schelten Sie uns Analyst:innen deshalb nicht, wenn wir unsere Meinung ändern. Ermutigen Sie uns lieber, dies öfter zu tun.
* Informationen zu aktuellen Studien zum Thema Alkoholkonsum:
Universität Oxford
Universität Cambridge, Mitarbeit Medizin Uni Innsbruck, Studie „The Lancet“
Podcast zum Thema (Englische Sprache), Andrew Huberman, Ph.D., Stanford School of Medicin
Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgender Web-Adresse zu finden: https://www.gutmann.at/impressum
Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Newsletter abonnierenBleiben Sie informiert.
Erfahren sie noch mehr über Gutmann und unsere Investmentstrategie.
zum Gutmann Journal