Wissensvorsprung mit Tücken
Wir lernen noch mehr und noch mehr und noch mehr über das Unternehmen. Und dennoch sind wir nur OPMI. Ein englischsprachiges Akronym, das für Outside Passive Minority Investor steht. Also eine Person, die nicht Mitarbeiter:in des Unternehmens ist, passiv investiert ist und die ohne aktives Mitspracherecht eine Minderheitsbeteiligung hält, also keine Kontrollstimme hat.
Egal wie sehr wir uns anstrengen, wir Investor:innen werden nie Insider sein. Also nie so viel wissen und empfinden wie eine Person, die innerhalb des Unternehmens tätig ist. Das muss jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein.
Wer fundamental in Aktien veranlagt, giert nach Information. Fundamental investieren bedeutet, dass die Geschäftsdaten des Unternehmens ausschlaggebend sind: Managementqualität, Bilanz, freier Cashflow, Margen, Umsatzwachstum, Alleinstellungsmerkmale, Wettbewerbsvorteile, Konkurrenzsituation, Marktgröße und viele andere Kennzahlen Der Wissensdurst rund um das Geschäftsmodell ist enorm.
Wer viel Zeit, Energie und Geld in diesen Prozess investiert, erzielt oft über Jahre die besseren Ergebnisse. Wissensvorteil führt zu Performancevorteil. Aber nicht immer. Denn andere Variablen sind ebenso wichtig. Wie konzentriert ist das Portfolio, wie gut das Risikomanagement, wie stabil das verwaltete Vermögen? Gefährlich kann der tiefe Research Prozess auch dann werden, wenn er zur Commitment & Consistency Bias führt, man also an einer früher getroffenen Entscheidung unbeirrt festhält. Schließlich wurde bereits viel Energie in sie investiert.
Der Schmerz der verpassten Chance
Niemand von uns kennt die Zukunft, das sollte uns bewusst sein. Immer wieder hören wir Geschichten von langjährigen Mitarbeiter:innen der erfolgreichsten Unternehmen der Welt, die ihre Aktienoptionen vorschnell verkauften oder das Unternehmen kurz vor dem Erfolg verließen. Zu finden auch bei den Top-Namen wie Apple, Amazon, NVIDIA. Sie erzählen uns ihre Geschichte jedoch nur, wenn der Schmerz der verpassten Chance nicht bis in alle Ewigkeit ihre Lippen versiegelt.
Wer in den Expertennetzwerken diesen – teils im Management tätigen – Personen zuhört, blickt wohl weniger optimistisch auf das eine oder andere Geschäftsmodell, investiert vielleicht gar nicht oder verkauft zu früh.
Bei der Geldanlage gibt es nicht nur den einen erfolgsbringenden Weg. Es gilt die persönliche Route zu finden. Diese muss den individuellen Fähigkeiten entgegenkommen und im Einklang mit dem eigenen Temperament stehen.
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