08.04.22 09:04 - Lesezeit

Die Notenbanken steigen auf die Bremse! Tatsächlich?

Andreas Auer

Chief Economist

Heben die großen Notenbanken den Leitzins?

Das liest man als Schlagzeile, kaum beginnen die „großen“ Notenbanken weltweit        
ihren Leitzins anzuheben. Oder auch: „Notenbanken werden restriktiv“. Warum ich das für eine sehr gewagte Aussage halte? 

Null ist nicht normal

Zuerst die nüchternen Fakten. Bis vor kurzem lag der Leitzins der US-Notenbank in einer Bandbreite von 0 bis 0,25 Prozent. Eine Zinsanhebung ist dieses Jahr bereits erfolgt, wir befinden uns daher aktuell in der Bandbreite von 0,25 bis 0,5 Prozent. Der Leitzins hat sich dabei nur geringfügig von der Nullmarke wegbewegt. Und ich weiß, wir Investoren sind es mittlerweile so gewohnt, aber ein Leitzins von oder nahe Null entspricht nicht dem Normalzustand der Wirtschaft. Eher kann dieses Niveau als Krisenwert bezeichnet werden. Wenn es aber keine (Wirtschafts-)Krise gibt, warum sollte dann der Leitzins bei Null liegen?

Doch es kommt noch verwirrender: Obwohl der Leitzins angehoben wird, wird die geldpolitische Ausrichtung der Notenbank sogar expansiver – also noch lockerer. Wie kann das geschehen? Die Inflation ist nicht nur hoch, sondern steigt auch noch weiter an. Der Realzins, das ist der Leitzins minus der Inflationsrate, sinkt also. Angesichts einer Teuerung von knapp acht Prozent in den USA beträgt der Realzins gerade einmal minus 7,5 Prozent! Nicht einmal in den 70ern, als die Inflationsraten noch höher waren, war der Realzins so niedrig. 

Segelmodus statt Fuß am Gas in den Vereinigten Staaten

Ich teile die allgemeine Einschätzung zahlreicher Marktbeobachter und auch Fachmedien nicht, dass die Notenbanken tatsächlich restriktiver, also einschränkender, werden. Vielleicht wird dies in 2023 zutreffen, vielleicht auch erst 2024. Für die kommenden Monate ist das jedenfalls keine Gefahr. Beschreiben wir die aktuelle Phase doch einfach anders, treffender: Die US-Notenbank nimmt den Fuß vom Gas. Und wie es scheint, werden wir noch einige Monate im Segelmodus bleiben. 

Also lassen Sie sich nicht verunsichern, die Geldpolitik wird weiterhin eine Stütze der Realwirtschaft und der Finanzmärkte bleiben. Auch die Notenbanker haben (noch) kein Interesse, die Stimmung zu verderben. 

Unsicherheit hält die EZB von einem baldigen Zinsschritt ab

Gute Wirtschaftsstimmung will natürlich auch die Europäische Zentralbank (EZB). Durch die Situation in der Ukraine ist hier die Lage ein wenig anders, eines gilt jedoch auch für die Eurozone: Die Inflationsraten sind deutlich überhöht. Erste Schätzungen gehen von einem durchschnittlichen Preisanstieg im März von 9,8 Prozent in Spanien und 7,6 Prozent in Deutschland aus. Das sind Werte, die wir Konsumenten – wenn überhaupt – seit Jahrzehnten nicht gesehen haben. 

Mit einer baldigen Zinsanhebung, in den nächsten Monaten, seitens der EZB rechnet das Gutmann Chief Investment Office nicht, zu groß sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten resultierend aus dem Krieg in unserem Nachbarland. 

Zukunft mit Zinsen

Es ist zu früh, um sich Sorgen über (zu) hohe Zinsen zu machen. Stattdessen können Sie sich schon jetzt darüber zu freuen, dass es in Zukunft wieder Zinsen gibt. Sowohl Anleihen als auch das liebe Sparbuch werden wieder einen (Zins-)Ertrag abwerfen. 

Die uns bevorstehende Wirtschaftsphase trägt somit spannende Entwicklungen, aber auch viel Gutes in sich. 
 

Disclaimer: Dies ist eine Marketingmitteilung. Die Anlage in Finanzinstrumenten ist Marktrisiken unterworfen. Frühere Wertentwicklungen bzw. Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Ergebnisse. Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab und kann künftigen Änderungen unterworfen sein. Bank Gutmann AG weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Unterlage ausschließlich für den persönlichen Gebrauch und nur zur Information dienen soll. Eine Veröffentlichung, Vervielfältigung oder Weitergabe ist ohne die Zustimmung der Bank Gutmann AG untersagt. Der Inhalt dieser Unterlage stellt nicht auf die individuellen Bedürfnisse einzelner Anleger ab (gewünschter Ertrag, steuerliche Situation, Risikobereitschaft etc.), sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Diese Unterlage ist weder ein Angebot noch eine Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind unter folgender Web-Adresse zu finden: https://www.gutmann.at/impressum

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