Ein schwieriges Jahr für Anleihen
Mehr ist immer besser
Für die Anleihemärkte ist 2022 ein „annus horribilis“ – verständlich, dass sich Anleger „not amused“ zeigen. Seit 3 Jahrzehnten haben wir keinen derartigen Kursverfall erlebt. Dennoch sind mehr Anleiherenditen langfristig gesehen besser. Zumindest für Anleiheinvestoren.
Flinte ins Korn werfen?
Keinesfalls! Natürlich bedeuten steigende Zinsen und Anleiherenditen fallende Preise. An diesem mathematischen Zusammenhang ist nicht zu rütteln. Stellen Sie sich vor, Sie kaufen eine 5-jährige Anleihe mit einem 1 % Kupon zu 100. Plötzlich steigen die Renditen für 5-jährige Papiere auf 2 %. Wie wird der Kurs reagieren?
Er wird fallen. Oder anders gesagt: Er muss auf ca. 95 % fallen, um das höhere Renditeniveau widerzuspiegeln und potenziellen Käufern zusätzlich 1 % pro Jahr zu liefern.
Wer die Anleihe bereits hält, erleidet einen Kursrückgang von 100 auf 95 %. Doch selbst dann lockt bis zur Tilgung zu 100 eine jährliche Rendite von 2 %. Die Zukunftsaussichten haben sich also entscheidend verbessert.
Die Gutmann Anleihestrategie war zu Jahresbeginn bei einer Duration von 3,4 Jahren. Gemeint ist der Zeitraum, nach dem Anleger ihr Geld zurückbekommen. Das ist keine lange Bindung. Und natürlich tilgen nicht alle Anleihen an einem Tag. Das Portfolio ist breit gestreut, kontinuierlich reifen Positionen ab und werden erneuert. Bei jeder Tilgung ist unser Anleiheteam gefordert, sich neue Investitionen zu überlegen. Immer mit dem Ziel, langfristig möglichst chancenreich aufgestellt zu sein.
Aktiv statt Passagier
Dieses aktive Management ist einer Buy-And-Hold Strategie definitiv überlegen. Der Begriff bedeutet, Wertpapiere zu kaufen und langfristig im Portfolio zu halten. Man erwirbt zum Beispiel eine 5-jährige Anleihe und wartet, bis sie 2027 zum Laufzeitende getilgt wird. Anleger werden damit zu passiven Passagieren ihrer eigenen Investitionen. So hat die Anleihe im Jahr 2024 nur mehr eine Restlaufzeit von 3 Jahren. Vielleicht wäre es dann aber besser, viel längere Laufzeiten im Depot zu halten?
In den letzten Wochen war es möglich, 5 jährige Unternehmensanleihen von soliden Emittenten mit einer Rendite von 3 % pro Jahr zu kaufen. Solide ist als Investment Grade definiert – also mit einem Rating von BBB oder besser.
Exkurs: Das Rating der Agenturen
Ratingagenturen stufen mittels einer Ratingskala die Bonität (Kreditwürdigkeit) von Unternehmen und Staaten ein. Sie entscheiden damit über deren Finanzierungskonditionen, denn Investoren auf der ganzen Welt orientieren sich daran. Die bekanntesten Agenturen sind Standard&Poor’s, Moody’s and Fitch.
Hier ein Beispiel:
Grün hervorgehobene Ratings sind Investment Grade, also Schuldner mit geringer Ausfallwahrscheinlichkeit. Den Rest nennt man High Yield Anleihen, auf Deutsch Hochzinsanleihen. AAA oder Triple-A ist das beste Rating – nur noch wenige Unternehmen können damit prahlen. In den USA sind lediglich Microsoft und Johnson & Johnson in dieser Kategorie zu finden. Bei den Ländern sind es noch ein paar mehr, darunter unsere Nachbarn Deutschland und die Schweiz. Österreich liegt mit AA+ nur knapp dahinter – wir werden sozusagen mit einer Eins Minus bewertet.
Oftmals hören wir von Kunden das Gegenargument: „Die Inflation ist bei 7 %, 3 % auf 5 Jahre sind mir nicht genug.“
Doch der Markt reflektiert nicht die aktuellen Inflationszahlen, sondern die Zukunft. Und über die nächsten 5 Jahre wird von einer jährlichen Inflation von 2,5 % ausgegangen. Dabei handelt es sich nicht um Umfragewerte, sondern um eine im Markt gehandelte Erwartung. Tritt sie tatsächlich ein, sind positive Realrenditen wieder möglich. Das heißt, Ihr Geld wird auch inflationsbereinigt gesehen mehr.
Niemand kann die Entwicklung der nächsten Jahre vorhersagen. Doch eines ist sicher: Das Gutmann Investment Team richtet Ihr Depot stets auf die besten Chancen aus. Immer mit einem langfristigen Blick auf die Zukunft.
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